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Was mit der 'feminisierung' der sprache so alles möglich ist

Versuchen Sie das folgende von anfang bis zum ende laut zu lesen – ohne wörter zu überspringen (Beispiel aus einem protokoll des Basler Gesundheitsdepartements):

Bereits die mildeste und häufigste Form der Trennung einer ‘Rolle des Verantwortungstragens’ (Arzt/Ärztin) von einer ‘Rolle des sich-Anvertrauens und sich-Unterordnens’ (Patient/in) reduziert die Eigenverantwortlichkeit, mit der der/die Patient/in Entscheidungen in Bezug auf seine/ihre Gesundheit trifft. Damit wird der/die ‘beratende Arzt/Ärztin’ zum/zur ‘entscheidenden Arzt/Ärztin’. In bestimmten Situationen haben Patient/in und Arzt/Ärztin natürlich keine andere Wahl (zum Beispiel bei einer Notfallbehandlung eines Bewusstlosen). Doch bereits die Entscheidung, ob ein vom Arzt/Ärztin empfohlener Wahleingriff durchgeführt werden soll, will der/die mündige Patient/in in Eigenverantwortlichkeit selbst treffen. Demgegenüber nimmt der/die unmündige Patient/in seine/ihre Eigenverantwortlichkeit nicht wahr, ohne dass er/sie durch zwingende Gründe daran gehindert würde.

Ein herren- und frauenloses pferd

In der Neuen Luzerner Zeitung vom 10. juni 1996 stand ein bericht (von der Schweizerischen Depenschenagentur übernommen) über ein entlaufenes pferd. Der titel veranlasste mich, einen leserbrief zu schreiben, da ja noch ganz andere konstruktionen möglich sind im lichte der feministischen oder gleichgestellten (gleichgeschalteten ?) schreiberei:

10. Juni 1996

Jetzt schlägt's 13!

Ein "herren- und frauenloses pferd" - wie sich die Schweizerische Depeschenagentur gleichstellungskonform ausdrückt ....

Das riss mich fast vom sessel in der frausarde meines frauschaftlichen hauses! Wenn das so weitergeht, kann frau ja nicht 'mal mehr nach Frauchester, Frauhattan oder der insel Frau reisen, um sich einen guten frautel zu kaufen. Und erst recht wird es mir unmöglich sein, zur Samichlauszeit die kinder mit frauderinen zu beschenken. Mir fraugelt es an worten, diese frauie zu beschreiben! Dummheit scheint frauifest geworden zu sein!

In deutsch brachten offenbar viele schreiber nur ein fraugelhaft mit nach hause – sonst könnten sie doch gar nicht solches zeug in die welt setzen! Am liebsten würde ich sie durch die frauge drehen! Dann könnten sie fraugold und radieschen von unten anschauen und sich an den untermeerischen frauganknollen die zähne ausbeissen. Ein fraudat bekommen die auf keinen fall mehr von mir. Sollen sie ihren fraudelkuchen doch alleine essen oder mit den fraudrill affen teilen. Sie wissen schon, die mit dem schillernden hinterteil.

Im zeichen der gleichberechtigung machen ja selbst frauequins frauiküre, und zwar erst noch frauuell, bevor sie nach Frauila reisen, frauiok essen und sich dem frauirismus hingeben. Es ist ein grosses frauko zu glauben, dieser unfug sei schon durchgestanden. Nein, eine renitente frauschaft wird solche unmöglichen wörter fleissig verbreiten. Da kann selbst die Dudenredaktion in Frauheim nichts mehr ausrichten – auch der Grosse Frauitu hat nichts mehr zu melden...

Klaus Daube

5-jährige frauen und 6-jährige männer

In den statistischen nachrichten eines kantonalen amtes – ich sage jetzt absichtlich nicht, welches – stand im oktober 2004 zu lesen:

Die Vorschule besuchten 5'656 Kindergärtner/innen – das sind 5,2 Prozent weniger als im Vorjahr...

Schon 'mal der unfug, eine bewährte institution – den kindergarten – abzuschaffen und eine vorschule daraus zu machen. Und dann dieses! Ich musste mir die augen reiben! So viele kindergärtner/innen gibt es vielleicht in der ganzen Schweiz, aber sicher nicht in einem einzigen kanton. Also was meinen die da?

Gärtner sind die betreuer eines gartens, also sind kindergärtner die betreuer des kindergartens bzw der kinder im kindergarten. Aufgrund der zahl können hier aber wohl nur die kinder im kindergarten gemeint sein. Ausserdem ist der satzbau recht abstrus: besucht die Vorschule den Kindergarten? Doch viel eher besuchen die Kinder die Vorschule:

5'656 Kinder besuchten die Vorschule – das sind 5,2 Prozent weniger als im Vorjahr...

Da haben wir 'mal ausnahmsweise ein wort, das beide geschlechter umfasst, nämlich kind, muss dennoch zu einer derart aufgeblasenen sprache 'zuflucht' genommen werden. An sowas hat der fuchs wohl auch nicht gedacht, als er zum Kleinen Prinzen sagte: Die sprache ist die quelle aller missverständnisse.

Ich begreife ja überhaupt nicht, dass die mehrzahlendung -er mit konstanter bosheit als maskuline form wahrgenommen wird. Dann erfindet doch bitte eine neue endung für geschlechtsneutrale mehrzahl (ap = androgyner plural): die bäckem backen brot, die lehrem lehren die schülem die neue feminine grammatik.

Teenagerinnen

Teenagerinnen prügeln sich [Tagesanzeiger 2007-04-23]

Warum kann das nicht heissen: Ein Dutzend Mädchen prügelt sich.


Inmitten einer üppigen englischen Landschaft treffen zwei Teenagerinnen aufeinander, eine aus der Oberschicht … [Tagesanzeiger-programmzeitschrift 2005 nr 35).

[Brockhaus, Deutsches Wörterbuch 1995]: Teenager, der, -s … Jugendliche[r] im Alter etwa zwischen 13 und 19 Jahren.

Das wort jugendliche oder jugendlicher ist ja fast vollständig verschwunden, daher wohl diese abenteurlichen konstruktionen. Was da alles im zeichen der polical correctness verzapft wird, geht auf keine kuhhaut, selbst wenn ich heute (2005-09-05) 23'900 treffer in google zu "teenagerin" finde! Da könnte ich genausogut sagen: esst sch…, myriaden von fliegen können sich nicht irren!

Warum kann nicht geschrieben werden:

Inmitten einer üppigen englischen Landschaft treffen zwei junge Frauen aufeinander, eine aus der Oberschicht …

 

Bern verbannt die Fussgängerstreifen

Politisch unkorrekte Fussgängerstreifen

Stadtberner Sprachregelungen

(sda) . Die rot-grüne Stadtregierung von Bern sorgt sich um den politisch korrekten Sprachgebrauch und will deshalb dem Wort Fussgängerstreifen den Garaus machen. Das ist aus ihrer Sicht keine geschlechtergerechte Formulierung und sollte tunlichst vermieden werden. Stattdessen sollen die städtischen Angestellten künftig das Wort Zebrastreifen verwenden. Das geht aus dem «Sprachleitfaden für die Stadtverwaltung» hervor, den die Exekutive am Donnerstag veröffentlichte. Auch «Mannschaften» sind verpönt. Dem Personal der Bundesstadt wird nahegelegt, stattdessen «Team» oder «Gruppe» zu schreiben. Der «Anfängerkurs» heisst jetzt «Einstiegskurs» und sollte nicht «anwenderbezogen» sein, sondern «anwendungsbezogen». Der Leitfaden sei für die Stadtverwaltung verbindlich, heisst es in einem Communiqué.Wer sich nicht daran hält, wird wohl Ärger beim «Mitarbeitergespräch» kriegen, Pardon: beim «Beurteilungsgespräch», wie es neu heisst. [NZZ 2010-06-04]

Die Schimmelin wiehert

Man will es nicht glauben, und doch ist es wahr: Berns Stadtverwaltung hat einen «Leitfaden für geschlechtergerechtes Formulieren» veröffentlicht, der noch schlechter ist als sein Name. Statt «kundengerecht» sollen Beamte «entspricht den Wünschen der Kundschaft» schreiben, statt «Mannschaft» «Team», statt «Fussgängerstreifen» «Strassenseitewechselzone». Das letztgenannte Wort steht allerdings nicht im Leitfaden, sondern in einer der zahllosen Verballhornungen, die sich Stadtpräsident Alexander Tschäppäts Direktion jetzt gefallen lassen muss. Zu Recht, denn der völlig an realen Problemen vorbeischiessende Leitfaden schadet mehrfach: Er provoziert Widerstand gegen berechtigte Gleichstellungsforderungen und stellt Beamte als das dar, was sie wohl nicht mehr sind: ineffizient und detailversessen. Das Papier will gar Berner Seelen umkrempeln: «Korrekt geht vor elegant», postuliert der Leitfaden. Wehrt euch, Berner und Bernsie! [bto in der NZZ am Sonntag, 2010-06-06].

Bern verbannt die Fussgängerstreifen

Soil noch jemand sagen, Bern sei langsam und rückständig. Das Vorurteil ist unhaltbar, hält man sich die wertvolle Pionierarbeit auf dem Gebiet der Soziolinguistik vor Augen, die an der Aare geleistet wird.. Gestern veröffentlichte die Stadtberner Fachstelle flir die Gleichstellung von Frau und Mann einen neuen Sprachleitfaden. Er ist für die Stadtverwaltung verbindlich und soll ihr das «geschlechtergerechte Formulieren» nahebringen.

Maskulin kontaminiert

Das amtliche Dokument schreibt zum Beispiel vor, das Wort «Fussgangerstreifen» dürfe nicht mehr gebraucht werden. Vielmehr sei das geschlechtsneutrale «Zebrastreifen» zu verwenden. Ebenso ist das maskulin kontaminierte «kundengerecht» verpönt. Neu heisst es in Bern: «Entspricht den Wünschen der Kundschaft». Wer weiterhin von einem «benutzerfreundlichen» Gerät spricht, unterstreicht seine Riickständigkeit. Sprachlich korrekt ist etwas «einfach zu bedienen». Selbstredend wird die «Mannschaft» durch das «Team» ersetzt, das «Mitarbeitergespräch» in «Beurteilungsgespräch» umbenannt, und das «Benutzerhandbuch» heisst neu «Manual». Was sich nach sprachlicher Umerziehung à la Nordkorea anhört, ist offensichtlich ernst gemeint. «Denken Sie beim Schreiben von Anfang an immer an Frauen und Männer», wird den Stadtangestellten eingetrichtert. Damit nicht genug: «Vergessen Sie auch beim Reden nicht, dass Sie Männer und Frauen vor sich haben oder über Frauen und Männer sprechen.»

«Kindlifresserin»

Gliicklich die Stadt, die ihre Angestellten derart umsorgt und in Denken und Ausdruck zu leuchtenden Vorbildern erziehen will. Wir warten nun, bis sich die offensichtlich unterbeschäftigte Fachstelle Berns Sehenswiirdigkeiten vorknüpft und in «Kindlifresserin-Brunnen», «Bärinnengraben» und dergleichen mehr umtauft. Und bis schliesslich jemand die Schnauze voll hat von solch hoherem Blödsinn und den Leitfaden dorthin bringt, wo er hingehört - in die reissfreudigen Tatzen des Berner Wappentiers.

[Von Daniel Foppa im Tagesanzeiger 2010-06-04]

Solange die frauen an der arbeit weniger lohn bekommen als die männer in gleicher postition und aufgabe ist das alles mehr als nur alibi-getue. Es ist schlicht blödsinn und keines weiteren kommentars wert [KLD].

Links zu diesen themen

Alibi-Feminismus – kein Gewinn für die Frauen: Zur sprachlichen Trennung der Geschlechter «Tatsächlich beruht die Forderung nach einer konsequenten Doppelnennung menschlicher Funktionsträger auf einem fundamentalen sprachwissenschaftlichen Irrtum.»

Wie sexistisch ist die Deutsche Sprache? Ein konstruktiver artikel aus "Die Welt".

Der Dativ ist dem Genetiv sein Tod «Ein Wegweiser durch den Irrgarten der deutschen Sprache. Paperback, 230 Seiten, erschienen bei KiWi Kiepenheuer & Witsch, 2004, ISBN 3-462-03448-0. Rezension von Ellen Heidböhmer»

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 URL:  Created: 1997-11-06  Updated:
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