Sammlung von leserbriefen zum thema
NZZ vom mittwoch, 30. Juni 2021
Verbot für Gendersprache
Ich war zwanzig Jahre Geschäftsführerin in einer sogenannten Männerdomäne. Bisher habe ich keine Gendersprachunterstützung gebraucht (NZZ 22. 6. 21). Wenn Sprache, wie es heisst, die Bilder im Kopf verändert, dann kann ich nach dieser Sprachakrobatik nur Wut auf diese Frauen bekommen, die mir meine Sprache vorschreiben wollen. Es gibt Wörter, die gesamtheitlich für Menschen stehen und die einmal männlich (Beispiel: Mensch), einmal weiblich (Beispiel: Leiche) und sogar sächlich (Beispiel: Kind) sind. Übrigens sind, gemäss der Lesart der Gendersprach-Befürworter, alle Pluralformen weiblich. Müssten da nicht die Männer sich unterdrückt fühlen? Kein weiterer Kommentar! Für mich sind diese Diskussionen Luxusprobleme. Ich plädiere dafür, dass Menschen beispielsweise in unteren Lohnbereichen beachtet und auch besser finanziell geachtet werden. Damit wäre mehr Menschen geholfen als mit dieser seltsamen Sternchen-Sprache, die bei der Aussprache eher an einen Schluckauf erinnert. Würde diese Sprachverirrung nicht so ernst betrieben, es wäre eine Lachnummer in einer Kabarettsendung.
Irene Maria Klöppel, D-Köln
Es ist begrüssenswert, dass sich die NZZ nicht zu gut dafür ist, auch heisse Eisen anzufassen, wie die beiden Artikel über die Gendersprache von Judith Sevinç Basad und Claudia Schwartz beweisen. Ich möchte dazu keine Meinung äussern, sondern Fragen stellen. Warum wird immer über das generische Maskulinum gesprochen und nicht über das generische Femininum (die Leiche, die Bestie usw.)? Warum wird nie darüber diskutiert, dass im Deutschen die Mehrzahl immer weiblich ist? Das wären meiner Ansicht nach auch Themen, die besprochen werden sollten.
Peter Joller, Zürich
Was ist typisch Sprache, was ist typisch Deutsch? Provokativ formuliert: Seit der Spätsteinzeit sind «Schrift und Sprache» zum Glück dynamisch gewachsen, aber auch wieder geschrumpft, «ausgestorben» und wieder neu erfunden worden. Ich bin weder für noch gegen «gendergerechte Sprache», weil es nichts nützt, weil sie schon da ist, sie kann bleiben, aber auch wieder gehen.
Raffaele Ferdinando Schacher, Rorschach